Die Tage werden länger, doch der Winter wagt einen neuen, unerschrockenen Anlauf. Der will keine Ruhe geben, und uns lockt sprichwörtlich nichts und niemand hinter dem Ofen hervor. Und
da die Abende noch lang sind, dürfen es auch die Spielabende sein. „Archipelago„ zaubert
mit einem Südseeflair Milde und Blütenduft ins triste Grau des winterlichen
Nordens. Zeit ist erforderlich und die Bereitschaft zu lernen. Wer beides
mitbringt wird mit einem epischen Spielgefühl belohnt das gerne Stunden
andauern darf.
Im Jahre 1492 startet die Mission der Spieler. Aus Europa kommen
sie mit ihren Expeditionsteams in die Neue Welt, entdecken einen Archipel und
stellen sich der Herausforderung diesen zu kolonialisieren. Exotische Güter werden
sie in die Alte Welt verschiffen und die Neue Welt mit pulsierendem Leben, geschäftigem
Treiben und wachsender Bevölkerung bereichern. Doch müssen die Spieler
gemeinsam Acht geben den Archipel nicht auszubeuten, seine Bevölkerung in Armut
und Unzufriedenheit zu stürzen und gegen sich aufzubringen. Das Gelingen aller
hängt davon ab, wie geschickt jeder Einzelne agiert, denn jede Aktion
beeinflusst das gesamte Gefüge. Besteht beispielsweise ein Überangebot an
Ressourcen auf den Märkten kann das zu einem geringeren Bedarf an Arbeitern
führen. Doch viele arbeitslose Einheimische steigern die Bereitschaft der
Bevölkerung gegen die Kolonialisten zu rebellieren und führen schlimmstenfalls zu
einem Unabhängigkeitskrieg. Ist das Angebot hingegen zu gering, werden die
Nachfrage der Bevölkerung und die Bedürfnisse in der Alten Welt vernachlässigt.
Gerät das Gleichgewicht aus den Fugen scheitern alle Spieler.
Vor diesem Hintergrund müssen der Archipel weiter erkundet,
Ressourcen geerntet, lebhafter Handel betrieben, Gebäude errichtet und neue
Arbeiter angeworben werden. Herrscht Wohlstand und Zufriedenheit in der
Bevölkerung, dann bleibt Zeit sich dem Fortschritt zu widmen oder gar
Weltwunder zu errichten. Dabei agiert jeder Spieler für den eigenen Ruhm und
gegen seine Mitstreiter, am Ende wird es entweder viele Verlierer oder einen
Sieger geben.
„Archipelago“ ist ein komplexes Spiel, in dem die vielen
Elemente fein miteinander verzahnt sind. Das erzeugt hohe Realitätsnähe und
niveauvolle Spieltiefe. Die Spielverläufe sind enorm vielfältig und garantieren
einen schier unerschöpflichen Wiederspielreiz. Mit drei unterschiedlichen
Varianten kann obendrein die Spieldauer gesteuert werden. So dürfte
„Archipelago“ sogar noch auf den Tisch kommen, wenn die Tage wieder länger und
die Spielabende kürzer werden.
Archipelago, von Christophe
Boelinger für 2 bis 5 Entdecker ab 14 Jahren. Spieldauer 30 bis 240 Minuten. Verlag:
Ludically, Asmodée